Monat: Dezember 2025

  • Rettet der «starke Mann» Italien? Europa gar?

    2019: Europa geht es schlecht: Italien ist am Arsch, Grossbritannien weiss nicht, wohin, et cetera – damalige Betrachtungen und Diskussion, ursprünglich auf Facebook.

    Das CENSIS, das italienische Zentrum für sozio-ökonomische Studien, publiziert jedes Jahr einen Bericht über die soziale Lage im Land. Der neuste Bericht für 2019 [1] lässt aufhorchen: 48% der Befragten wünschen sich einen «starken Mann» an der Spitze des Staates, darunter vor allem Menschen, die wenig verdienen und über geringe Bildung verfügen. Die meisten Italiener/innen haben Angst, 75% sagen, sie würden andern nicht trauen, 49% erlitten schon einmal verbale oder tätliche Angriffe, und 44% fühlen sich unsicher im Quartier, in dem sie leben.

    Steilvorlage für Typen wie einst Mussolini und heute Salvini und Meloni mit ihren nationalistischen Rezepten und fremdenfeindlichen Parolen. Schuld sind nach deren Muster immer die andern, und das verfängt offenbar: fast zwei Drittel der Bevölkerung würde laut dem Bericht einen Italexit und den Ausstieg aus dem Euro befürworten. Dass es den Italiener/innen danach besser gehe, war aber nie das Programm der Rechten: Dieses richtet sich gegen alle Menschen, die ihren Anteil am natürlichen wie am gesellschaftlich erschaffenen Reichtum einfordern, der doch, wie der Begriff es ja auf den Punkt bringt, allein den Reichen gehören kann.


    Diskussion auf Facebook

    Irmy: Na hearst… wegen irgendwelchen pseudowichtigen Umfragewerten ist gar nix aA. Alles bewegt sich, so what?

    Billo: Das ist immerhin ein Bericht in einer langen Folge von Jahresberichten; der Trend ist mehr als pseudo, leider.

    Irmy: Evviva die Schwarzmalerei – sie hat immer schon sehr weitergeholfen^^

    Billo: Augen öffnen heisst das Programm hinter diesem Bericht, nicht Schwarzmalen

    Jürg: Schwarzmaler haben Hochkonjunktur: In wenigen Jahren bricht Europa zusammen, wir werden flächendeckend verarmen, die Erde wird sich innert Kürze aufheizen, die Inflation wird unser Spargeld wegfressen…. Ganz viele Bücher und Artikel in diesem Stil drängen auf den Markt – Schwarzmalen bringt gutes Geld.

    Billo: Du dagegen, Jürg, bist ein Weissmaler: Du ziehst bekanntlich nach Grönland, wenn es hier wärmer wird 😉

    Jürg: Es gibt verschiedene Strategien, mit dem Klimawandel umzugehen. Ich halte mich da an die Urmenschen: Wenn es zu heiss oder zu kalt wurde, packten sie ihre Felle zusammen und zogen anderswohin. 
    Meine Favoriten heissen Island und Grönland, dort hat es noch Platz – und wie!

    Billo: Genau – im Unterschied zu Urzeiten wird es einfach dann bissi eng… 

    Heinz: Italien am Arsch, etwa der Sickergrube der Europäischen Zentralbank? Und England kann nicht wegschwimmen? Lustig. Ich bin auch eher optimistisch, finde die «Sardinen» (Name einer damaligen, kurzfristigen Massenbewegung von unten in Italien, Anm. d. Red.) fein, aber auch Bewegte wie die Rumänen oder Tschechen, die drum ringen, korrupte Schweine zu schlachten. Europäer dürfen schon auch bitz stolz sein, wir haben Greta und Kafka. Wir haben die Sklaverei abgeschafft. Wir haben die moderne Demokratie erfunden, die wegtreiben will, mit französischemTränengas gefüllt, und in der Insel der Glückseligen perfektioniert und nebenan schwadroniert wird. Wir haben Organisationen wie fair-fish. Und alle wollen zu uns, als Touristen und Terroristen. Weiter sollen wir gross und stark werden, aber reden in vielen Zungen und es eint uns nur eine Sprache, jener der unglücklichen Kettensprenger, aber sie werden da hocken bleiben im Nebel mit den Schafen und den Iren und dem unabhängigen Whiskey.

    Billo: Gemeint ist EIN starker Mann, der alles bestimmt, statt dass Beschlüsse unter breiter Beteiligung ausgehandelt werden – also das, was Mussolini tat, und das, was in unaufgearbeiteter Nachfolge Typen wie Berlusconi, Renzi oder Salvini als Muster in ihren Köpfen haben, und auch die Meloni, nur schart die nicht die nötige Stimmenzahl hinter sich (damals noch, 2019, Anm. d. Red.).

    Heinz: Ein starker Mann muss kein Arsch sein, wird aber ganz gern zu einem auf diesen Posten, weil er meist eben doch schon einer war. Drum Gewaltenteilung und Amtszeitbeschränkung, und vielleicht ist Gewaltenteilung auf italienisch halt Regierungswechsel alle vier Monate. Die Züge rollen pünktlich, das ist doch schon was.
    Und Sardinen, ich liebe Sardinen.

    Irmy: Ein «starker Mann» muss nicht zwangsläufig ein A sein – hier fängt bereits die Übertreibung an. Eher ist wohl gemeint, keinen Hansl ohne erkennbare sinnvolle Linie. Solche Typen gibts eben zuhauf. Allen alles recht machen und am End … siehe SPÖ in Österreich.

    Billo, Nachbetrachtung, sechs Jahre später, am 8. Dezember 2025:
    Nichts ist besser geworden. Italien hat eine dank Wahlresultat «starke Frau» an der Spitze des Staates, dessen Verfassung sie nach ihrem Gusto umzubauen versucht. Europa hat eine «starke Frau» an der Spitze der EU-Kommission, die trotz steter Kritik an ihrem Selbstbedienungsstil schaltet und waltet, wie es ihr bzw. ihren Drahtziehern von der Waffen- und Impfindustrie passt. Deutschland, Grossbritannien und Frankreich werden von «starken Männern» regiert, die innenpolitisch so angeschlagen sind, dass sie von ihren offensichtlichen Schwächen mit Aufrüstung zum Krieg gegen Russland abzulenken versuchen.
    Wo bleibt der Widerstand der vielen Menschen, die im Alltag tatsächlich ihre Frau oder ihren Mann stellen?


    Quelle:
    [1] Rapporto Censis sulla situazione sociale del Paese 2019

  • Europa ist am Arsch – aus fehlgeleiteter eigener Kraft

    Hilfe! Die von Zeus in Stiergestalt entf¨ührte Europa. Statue in Agios Nikolaos, Kreta
    (Foto: Hammerwerfer 1 / Wikimedia)

    Im Lauf jahrhundertelangen Wohlergehens auf Kosten anderer Völker ist Europa bequem geworden. Die verwöhnte Bevölkerung in den europäischen Ländern lässt sich von zunehmend korrupten politischen und wirtschaftlichen Eliten an der Nase herumführen. Heute sitzt Europa zwischen allen Stühlen und sieht sich von lauter militärischen und wirtschaftlichen Feinden umgeben. Selbst der transatlantische Überpartner hat Europa militärisch den Rücken gekehrt und einen Wirtschaftskrieg erklärt. Wie kommen wir da wieder raus? Ein paar Vorschläge.

    (mehr …)
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