
Super, jetzt also müssen sich die Banken 50 Prozent der Schulden Griechenland ans Bein streichen! Und sie müssen ihren Eigenkapitalanteil ganz schnell auf 9 Prozent aufstocken, um etwas krisenfester zu werden. Toll, endlich werden jene zur Kasse gebeten, die das ganze Schlamassel verursacht haben…
Wirklich toll?
Wenn die Banken sich nun plötzlich viel mehr Kapital verschaffen müssen, sei es von privaten Investoren, von ihrem Staat oder notfalls vom «Euro-Rettungsschirm», dann heisst dies nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, dass der Preis für dieses zusätzlich benötigte Kapital steigt. Und daraus folgt: die Zinsen auf dem Kapital steigen.
Toll, nicht wahr: da wirft dein Sparguthaben endlich wieder mal tüchtig was ab!
Kommt halt drauf an, was du so auf der hohen Kante hast. Dreissigtausend? Dann kannst du dir bei einer Zinserhöhung um ein Prozent ein sehr oppulentes teures Nachtessen zu zweit leisten. Einmal im Jahr. Das war’s dann. Wünsche guten Appetit und schöne Erinnerung.
Wenn einer aber der Bank (oder dem Staat, der’s in eine Bank verkocht) sagen wir eine Million gibt, dann schenkt ihm ein Prozent mehr Zins gleich Zehntausend, ohne das er den Finger krümmt dafür. Jetzt kommen wir langsam in die Zone, wo Zins ein Geschäft ist. Capito?
Und weil das so ist, werden alle, die nur ein bescheidenes Sparguthaben, zu Nettozahlern der ganzen Übung. Denn:
- Wenn die Zinsen steigen, steigt auch der Preis für jedes Produkt, das Du kaufst. Denn die Zinsen steigen ja auch für den Hersteller dieser Produkte, der Kapital braucht, um produzieren zu können. (Der Anteil Zinsen am Verkaufspreis der Produkte bergt rund ein Drittel.)
- Wenn der Staat weiter Geld in Banken investieren muss, um sie zu «retten», fehlt dieses Geld bei der Erfüllung anderer Aufgaben des Staats. Darum muss dann gespart werden, und da die Politiker wie alle Menschen am liebsten den Weg des geringsten Wderstands wählen, wird gespart bei der Bildung, den Sozialleistungen, den Löhnen der Staatsangestellten, den staatlichen Zuschüssen an die Renten, usw.
Kurz: Den Schuldenschnitt von 50 Prozent bezahlen nicht die Banken, sondern du und ich. Jedenfalls, solange wir keinen Widerstand leisten.
Was also bleibt zu tun? So viel Widerstand leisten, bis es für die Politiker bequemer wird, durchgeknallte Banker ins Nichts fallen zu lassen.
Zwei Nachbemerkungen
Falls du noch Immer glaubst, es gehe hier nur um Griechenland und die Griechen seien selber schuld: Hier noch zwei Dinge zum Nachdenken.
Griechenland tätigte über Jahre hinweg extreme hohe Käufe von Militärmaterial. Profitiert haben hiervon vor allem deutsche und französische Waffenfabriken – und Banken in diesen und weiteren Ländern, welche die Waffenkäufe finanziert haben. Natürlich kann man nun sagen, die Griechen waren schön blöd, sich den nutzlosen Krempel aufschwatzen zu lassen – man kann aber genauso gut umgekehrt sagen: Wir waren schön blöd, «unsere» Banken unser Geld in derart lusche Geschäfte investieren und unsere Regierungen dies noch einfädeln und decken zu lassen.
Wenn nun der Abschreiber zugunsten Griechenlands (sprich: zugunsten jener, die am Verschulden dieses Landes gut verdienten) am Ende und auf was für Umwegen auch immer von uns Konsumierenden und Steuerzahlenden gedeckt werden muss, ist dies wohl nicht mehr als ein Testlauf, wie uns zugunsten der Profiteure am Verschulden weiterer Länder noch mehr Geld geklaut werden kann.
[1] ursprünglich gepostet auf Facebook: https://www.facebook.com/notes/10158053612636799/
Kommentare, Fragen
bitte an mich senden an, samt der Angabe, ob ich den Kommentar hier unter deinem Namen veröffentlichen darf.