Kategorie: Ein&Zufälle

  • Pinkeln mitten in der Nacht

    Überschwemmung in Küsnacht, 1878 (Bild: Zentralbibliothek Zürich / Wikimedia Commons)

    Ich muss in die Stadt, letzte Vorbereitungen für eine Veranstaltung, an der ich referieren werde. Mit viel Material beladen, aber gemütlich schlendere ich von zuhause in meine kleine alte Stadt; ich bin eh vor der Zeit. Als ich im Zentrum der Stadt ankomme, das mir immer fremder erscheint, einige ungewohnt hohe Häuser erinnern mich eher an meine Verirrungen jüngst in Milano [1], fällt mir ein, dass ich noch einen Würfel kaufen müsste für das Spiel, das ich am Ende eingeplant hab, um zu ermitteln, wer den Preis gewinnt. Also kleiner Umweg zum Spielzeugladen, dort die kleine Gasse hinab. Unversehens steh ich vor einer Menge Wasser, die sich unten angesammelt hat; keine Chance, da durchzukommen, alles überschwemmt. Hm, ich suche einen anderem Weg ums Zentrum herum; aber es führt keine begehbare Strasse mehr auf die andere Seite der Stadt. 

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  • Mutter ist nicht mehr da

    Meine Mutter mit ihrem Erstgeborenen, 1947

    28.10.2025 
    Heute vor vier Jahren ist meine Mutter gestorben. Es kommt noch manchmal vor, dass ich spontan denke: Ich ruf sie an, das muss ich ihr jetzt gleich erzählen; doch das passiert mir viel seltener, als hätte ich mich daran gewöhnt, dass sie nicht mehr da ist, fern zwar schon, seitdem ich ausgewandert war und wir uns nur einmal monatlich sahen, wenn ich sie und Freunde in Zürich besuchte. Auch solche Reisen sind seit ihrem Tod selten geworden.
    Nein, ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass ein Mensch nicht mehr da ist, der so wichtig war in meinem Leben. Der Tod bleibt eine Zumutung, aber nicht der eigene, gegen den Elias Canetti anschrieb. Es gäbe so viel zu erzählen, und ich weiss ja, wie sehr sie das interessiert. Ob sie es wortlos erfährt? Hoffentlich nicht alles. Wegen meiner gelegentlichen gesundheitlichen Probleme hätte sie ich wie immer furchtbare Sorgen gemacht…

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  • Ein neuer Pass auf Umwegen

    Die zuständige Behörde des Kantons Zürich hat auf mein umfangreich begründetes Gesuch hin fast umgehend bewilligt, dass ich fortan offiziell so heisse, wie ich mich schon lange nenne. Damit sind mein Schweizer Pass und meine ID ab sofort ungültig. Also fährt das Landei aus dem hintersten Friaul sechs Stunden lang mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Schweizer Konsulat in Milano, in eine Stadt, die schon seit je viel zu gross ist für mich, so sehr, dass ich mich jedesmal in den Häuserschluchten verliere.

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  • Schildkröten können nichts dafür

    Zeichnung aus «Letters From the Beasts to Dina» (Pamela Colman Smith, 1905 / Wikimedia Commons)

    Den ganzen Vormittag hatte ich vergeudet mit Verkehrsproblemen, bis ich endlich am Treffpunkt ankam. Es hatte damit begonnen, dass ich vergeblich versuchte, mit meinem Handy ein Billett zu lösen; schliesslich schaffte ich es in letzter Minute mit meiner Kreditkarte an einem Automat. Im fahrenden Zug fragte ich mich dann allerdings, ob die vorbeiziehenden Häuser wirklich zu der Strecke nach Zürich gehören. Als ich etliche Passagiere wahrnahm, die üblicherweise in der selben Richtung wie ich unterwegs waren, entspannte ich mich. Drei von ihnen erkannten mich, setzten sich in meine Nähe und begonnen herumzualbern und zu singen; einer klimperte dazu auf einer Gitarre, die er unversehens in der Hand hatte.

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  • Das Sprengstoffexperiment

    Bild: Explodierende Glühlampe (Stefan Krause / Wikimedia Commons)

    Ich hatte mich bereit erklärt, als psychologisch ausgebildeter Verhaltensforscher beobachtend an einem Experiment zum Umgang mit Extremgefahren teilzunehmen. Die übrigen etwa zwanzig Personen, mit denen ich gemeinsam in einen grossen unterirdischen Raum geführt wurde, waren nach Alter und Geschlecht gut gemischt. Vier von ihnen führten etwas Material mit, das sie auf einem Tisch an einer Seite des Raums aufbauten, während sie uns erklärten, sie seien Chemiker und Gefahrenexperten und würden nun das Experiment starten. 

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  • Dieser Familie verdanke ich mein  Leben

    Schon in meinem ersten Lebensjahr bin ich gefeiert worden, vor 76 Jahren. Die Foto ohne Datum aus dem Familienfundus muss von meinem Vater wohl nach meiner Taufe geknipst worden sein – ein Anlass, der mich aber nicht kirchlich zu prägen vermochte.

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  • Schlecht rasiert oder: Tschechows Rache


    Bild: Shaving made easy, 1905 (Wikimedia Commons)

    Es gibt Tage wie heute, an denen ich mich nicht rasiere, manchmal mit Absicht und manchmal einfach so, wie ich mir einbilde – obwohl ich es doch besser weiss: Ich fürchte vernichtende Kritik an meinem Unvermögen, die Stoppeln so akkurat zu stutzen, dass selbst die zarteste Hand keinen Widerstand spüren könnte, würde sie mich denn streicheln wollen.

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  • Über den 8. März hinaus gedacht: Gleicher Nutzen für alle statt halbe Männerrenten für Frauen

    Ursprünglich publiziert am 11.03.2021 auf Facebook

    Frauen in einem abgelegenen Fischerdorf im Süden des Senegals, die sich auf die Aussicht freuten, dank der Zusammenarbeit mit fair-fish einen Zugang zum europäischen Markt und damit ein besseres Einkommen zu bekommen. Das Projekt ist leider gescheitert. (Foto: Billo Studer, 2006)

    Tamara Funiciello, die Präsidentin der Schweizer Jusos, deren klare Haltung und pointierte Stellungnahmen ich schätze, schrieb kürzlich in einer Kolumne über unbezahlte Tätigkeiten von Frauen einen Satz, der mich hellhörig gemacht hat:
    «Die sogenannte unbezahlte Sorgearbeit (eben das Putzen, das Kindergrossziehen etc.), die heute vor allem von Frauen geleistet wird, muss rentenbildend werden.» 

    Rentenbildend. Echt jetzt?

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  • Populismus und direkte Demokratie [1]

    Kurze Durchsage. Zuerst publiziert auf Facebook am 17.02.2019

  • Apropos liberal

    Apropos liberal.. Zuerst publiziert auf Facebook am 16.0.209

  • Wollen und tun.

    Spontispruch 2019, Klimademo. Zuerst publiziert auf Facebook am 04.02.2019

  • Weiterbildung als Mittel gegen Arbeitslosigkeit im Alter? [1] [2]

    Ein billiger Slogan, auf den man nicht hereinfallen sollte.

    Das wahre Problem besteht nicht im Alter (zu jung, zu alt), sondern in der erschreckenden Dummheit fast aller Politiker/innen, die noch immer argumentieren, als lebten wir in einer Zeit weitgehender Vollbeschäftigung – dabei tragen sie mit ihren wirtschaftshörigen Entscheiden selber aktiv dazu bei, dass die Zahl der einigermassen anständig bezahlten Arbeitsplätze immer weiter abnimmt.

    Mehr Weiterbildung ändert doch nicht ein Komma an diesem Umstand – es ist einzig so, dass unter jenen, die mangels Arbeitsplätzen rausfallen, jene eher wieder in die Verlosung kommen, die mehr Papierli vorweisen können.
    Hört doch einfach auf, in diesem Theater brav den Chor zu spielen!

    Stattdessen lasst uns dafür sorgen, dass die Gewinne durch Automatisierung oder durch Auslagerung in Billiglohnländer endlich so besteuert werden, dass der Lebensunterhalt der wegrationalisierten Menschen garantiert bleib.
    Wie? Unternehmer X oder Investor Y wollen das nicht bezahlen? Dann sollen sie auswandern, aber subito, und sehen, ob sie anderswo die Solidarität finden, die sie im eigenen Land nicht geben wollen.


    Kommentare:

    Anita: Und schon gar nicht brauchen sie schweineteure «SchreidichfreiimUrwald»-Kurse, die von den entlassenden Firmen aus lauter schlechtem Gewissen bezahlt werden.

    Peter: Weiterbildung an sich ist ja nicht schlecht, allerdings Weiterbildung zur Erweiterung der persönlichen Bildung sowie der sozialen Kompetenz, aber das ist ja hier natürlich nicht gemeint… LEIDER! Dabei bedürften wir grade solcherart Weiterbildung dringendst, um die anstehenden gesellschaftlichen Konflikte und Probleme mal gemeinsam angehen zu können!

    Alois: Exakt das selbe Problem will jetzt die Regierung bei uns in Österreich schaffen: Abschaffung der Notstandshilfe – diese ist deutlich höher als die Mindestsicherung. Stattdessen soll es nur mehr die Mindestsicherung/Sozialhilfe geben, ohne Erwerb weiterer Pensionszeiten, mit Zugriff auf Besitz bis zu einem einem Rest von 4.200 Euro.


    Quellen:
    [1] Zuerst publiziert auf Facebook
    [2] Christian Zürcher, Tages-Anzeiger vom 02.01.2019: «Ein wachsendes Problem: Sozialhilfe ab 50»

  • MitgliederInnen – oder wie jetzt?

    Leser/innen, LeserInnen – genderkorrekte Sprachkrücken, über die mensch beim Schreiben und beim Lesen stolpert, die unaussprechlich sind und nach Jahrzehnten verkrampfter Anwendung an den realen Verhältnissen nichts verändert haben.

    Und gelegentlich (ver)führen die Krücken gar zu lächerlichen Verirrungen wie etwa MitgliederInnen.

    Hin und wieder sann ich auf Besseres. Voilà, ein Vorschlag!

  • Was kann ich für Kinder im Krieg tun?

    Zuerst publiziert auf Facebook am 13.11.2015

    «La classe» von FuturEveryone

    Am schlimmsten trifft der Krieg die Kinder. Doch auf ihnen ruht die grösste Hoffnung: dass sie heil aus dem Chaos herauskommen und dass sie sich eine bessere Welt schaffen als die, in der sie aufwachsen mussten.

    Schöne Worte. Wie könnten wir zum Heilen und zur Hoffnung beitragen? Was könnten wir hier konkret tun für Kinder, die in Syrien oder anderswo durch die Hölle gehen?

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  • Was man so träumt

    Bora record a Trieste a 170 km/h, 11/02/2012 (fotografo sconosciuto, preso da Facebook)

    Dann geht es plötzlich um das Verhältnis zwischen der Ostschweiz und dem Rest des Landes. In der heftigen Debatte mach ich schliesslich den Vorschlag, die Bahnverbindung zwischen Winterthur und St. Gallen bzw. Frauenfeld einfach einzustellen; dann müssten die Ostschweizer nicht mehr nach Zürich zur Arbeit fahren und die Zürcher müssten sich nicht mehr die Ohren zuhalten wegen dem spitzen Ostdialekt. Seltsamerweise waren alle einverstanden, und der Sturm legte sich.

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  • Über den bedingungslosen Anteil jedes Menschen an der Welt

    Ursprünglich publiziert auf Facebook am 08.08.2011

    Es steckt ein wahrer Kern in der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE); aber die geldbasierte Durchführung basiert auf einem Denkfehler. Denn Geld ist nicht der Grund der Dinge.
    Klüger, weil konsequenter wär’s, die Frage nach gerechter Subsistenz so anzugehn: Jeder Mensch hat durch Geburt und bis zu seinem Tod ein unverlierbares, aber eigentumfreies, also nicht verkäufliches und nicht vererbbares Anrecht auf einen für alle Menschen gleichen Anteil an den lebensnotwendigen Ressourcen. Jeder Mensch kann
    diesen Anteil selber nutzen oder vermieten oder durch Anmiete vergrössern, ganz wie er will.

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