Pinkeln mitten in der Nacht

Überschwemmung in Küsnacht, 1878 (Bild: Zentralbibliothek Zürich / Wikimedia Commons)

Ich muss in die Stadt, letzte Vorbereitungen für eine Veranstaltung, an der ich referieren werde. Mit viel Material beladen, aber gemütlich schlendere ich von zuhause in meine kleine alte Stadt; ich bin eh vor der Zeit. Als ich im Zentrum der Stadt ankomme, das mir immer fremder erscheint, einige ungewohnt hohe Häuser erinnern mich eher an meine Verirrungen jüngst in Milano [1], fällt mir ein, dass ich noch einen Würfel kaufen müsste für das Spiel, das ich am Ende eingeplant hab, um zu ermitteln, wer den Preis gewinnt. Also kleiner Umweg zum Spielzeugladen, dort die kleine Gasse hinab. Unversehens steh ich vor einer Menge Wasser, die sich unten angesammelt hat; keine Chance, da durchzukommen, alles überschwemmt. Hm, ich suche einen anderem Weg ums Zentrum herum; aber es führt keine begehbare Strasse mehr auf die andere Seite der Stadt. 

Da ich eh viel zu früh bin, entschliess ich mich, nochmals den kurzen Weg nachhause zu nehmen,  um dort einen Würfel aus dem Schrank zu holen. Während ich so gehe, fällt mir ein, dass ich ja dringend die nächste Zeitschrift für den Verein M-Frühling in Angriff nehmen muss, hab’s beinah vergessen. Aber… haben wir den Verein nicht längst aufgelöst? Oder geht’s um die nächste Nummer des Echo vom Säntis? Ach nein, die haben wir doch vor dreissig Jahren eingestellt… Was für eine Zeitschrift denn? Während ich so vor mich hin grüble, spür ich, dass ich pinkeln muss, und zwar dringend. In Italien gibt’s kaum öffentliche Toiletten unterwegs, man geht in die Bar, bezahlt 1.30 für den Espresso und gut ist; immer noch billiger als in einem Schweizer Hauptbahnhof, wo der caffè hernach noch viermal so viel kostet Aber ich hab die Bars alle hinter mir gelassen, nachhause ist’s deutlich näher. Ich gehe rascher, es wird immer dringender, gut möglich, dass ich’s nicht schaffe…

Ich erwache. Oh, ich muss pinkeln! Ich schäle mich im Dunkeln rasch aus dem Bett, vorsichtig genug, um meine Katze nicht zu erschrecken.

Tatsächlich ging in der gestrigen Nacht ein gewaltiger, nicht enden wollender Regenguss nieder, der einige Orte in meiner Gegend unter Wasser setzte. Flüsse traten über die Ufer, Strassen sind blockiert, Keller überflutet, ein Haus samt Abhang ist abgerutscht, zwei Tote [2]… nicht in meiner Stadt, die liegt hoch überm Fluss; aber wer weiss… Und verdammt, ich hab heute Besorgungen in der Stadt am Meer geplant… Doch die Bahn fährt, fast pünktlich, die Trassee liegt erhöht.

Und tatsächlich muss ich morgen einen Vortrag halten, online zwar, und einen zweiten für die nächste Woche fertigstellen.

All diese Ereignisse und Vorhaben sind so eindrücklich, dass sie mich ganz real im Traum beschäftigten wie selten sonst.


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[1] https://blog.billo.ch/?p=4134
[2] https://www.rainews.it/tgr/fvg/articoli/2025/11/maltempo-abitazione-travolta-dal-fango-una-persona-estrata-viva-a-brazzano-di-cormons-a9d31735-ca03-426f-9e3f-724145fd39de.html


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