
28.10.2025
Heute vor vier Jahren ist meine Mutter gestorben. Es kommt noch manchmal vor, dass ich spontan denke: Ich ruf sie an, das muss ich ihr jetzt gleich erzählen; doch das passiert mir viel seltener, als hätte ich mich daran gewöhnt, dass sie nicht mehr da ist, fern zwar schon, seitdem ich ausgewandert war und wir uns nur einmal monatlich sahen, wenn ich sie und Freunde in Zürich besuchte. Auch solche Reisen sind seit ihrem Tod selten geworden.
Nein, ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass ein Mensch nicht mehr da ist, der so wichtig war in meinem Leben. Der Tod bleibt eine Zumutung, aber nicht der eigene, gegen den Elias Canetti anschrieb. Es gäbe so viel zu erzählen, und ich weiss ja, wie sehr sie das interessiert. Ob sie es wortlos erfährt? Hoffentlich nicht alles. Wegen meiner gelegentlichen gesundheitlichen Probleme hätte sie ich wie immer furchtbare Sorgen gemacht…

28.10.2022
Today a year ago I came back from the hilltop to learn that my mother had died. She was not only a beautiful woman who made me pride as her eldest son, she was also an intelligent and committed mother and the first friend in my life. At least half of what I am I owe to her, and at least the other half to my father who died 23 years ago.
Recently my friend Oliver brought me a cupboard, dishes, silverware, and letters, documents, and photographs, all priceless reminiscences of my dear Mami, treasured so far by my sister Regina, my brother Martin and his eldest son Sergio.
I am living a very thankful moment right now.

28.10.2023
Heute vor zwei Jahren ist meine Mutter gestorben. Sie fehlt mir. Manchmal will ich sie anrufen, ihr etwas erzählen, wie früher; dann tut es weh. Ich kenne wenige Menschen in meinem Alter, die mich nicht langweilen, weil da nichts mehr passiert, keine Zukunft mehr durchschimmert. Das ist schon lange so; mit 30 merkte ich zum ersten Mal, dass ich mit Jüngeren besser kann, mit 40 war ich als politischer Kandidat erstaunt, wie alt und gesetzt gleichaltrige Konkurrenten in ihren Fotos dreinschauten. Mit Hedi konnte ich stundenlang austauschen, sie nahm noch im hohen Alter am Geschehen in der Welt Anteil, mit einer sonnigen Leichtigkeit, und es hätte mich nicht erstaunt, wenn sie plötzlich noch etwas Neues begonnen hätte. Sie hatte sich etwas Jugendliches bewahrt, etwas von dem, was mein Vater bei unseren ersten Familienferien am Meer im Bild festgehalten hatte, 1958 in Ligurien. Da war Hedi 38. Mann, war ich stolz auf sie!

28.10.2021
After I had said goodbye to mountains when I finally left Switzerland, after so many years, I find myself, out of a clear sky, on the last sunny autumn day, on top of the Matajur thanks to Irmys company, in front of an incredible panorama, marvelling at the Friulian mountain chain and the many chains beyond, the plain and a glimmer of the Adriatic Sea…
Back home, while contemplating some pictures I had taken up there, the message hits me that my mother has passed away this very evening, three days after my last goodbye to her behind the seven mountains. We knew she was on her way, but now it comes so irrevocably, all of a sudden… May the lightness I felt up there be the lightness in which she left the earth.
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