Muss die Linke auf social media besser werden als die Rechte?

Faschismus #12

Unter dem Titel «Anatomie des britischen Rechts­rucks» ging Peter Stäuber in der «Republik» vom 25.11.2025 [1] den Gründen für das Erstarken der britischen Rechtsextremen in Gross­britannien nach, die sich  «auf der Strasse, in den Medien und in der Politik neu formiert hat», und fragt: «Kann die Linke noch dagegen ankommen?» Fast könnte beim Lesen der Eindruck entstehen, die Linke müsse einfach besser werden auf Tiktok & Co als die Rechte. Nein: sie muss die treffenderen Botschaften haben.

Wie die Rechtsextremen die social media gekapert haben, beschreibt Giuliano da Empoli in seinem Buch «Gli ingegneri del caos» [2] ausführlich, gerade auch am Beispiel des Brexit. Der entscheidende Punkt ist freilich nicht die massive Präsenz und die technische Meisterschaft auf social media, sondern das gekonnte Experimentieren mit Botschaften, die sich von selber auf dem Netz vervielfachen.

Genau hier hapert es bei der Linken, was das Beispiel UK besonders deutlich macht, aber in vielen anderen Länder gilt. Corbyn mag ein Betonkopf gewesen sein, im Vergleich dazu ist Starmer ein rohes Ei, und entscheidende Kreise bei Labour haben diesen abrupten Wechsel an der Parteispitze nur darum durchgeboxt, um endlich wieder einmal die Wahlen zu gewinnen. Das Resultat ist verheerend, Labour setzt die während 14 Jahren neoliberalkonservativer Regierung betriebene Pauperisierung der Massen fort, anstatt das fehlende Geld dort zu holen, wo es im Übermass vorhanden ist. Das wären Botschaften, die gerade jene verstehen und weitergeben würden, die in ihrer materiellen Angst mangels Alternativen den wohlfeilen Losungen von Xenophoben und Rechtsextremen auf den Leim gehen. Dass die Linke diese Alternative, die ja in ihrer DNA angelegt ist, nicht endlich auf den Punkt bringt und breitschlägt, ist für mich jeden Tag aufs Neue unbegreiflich.

Auf social media aktiver werden ist kein Plan, solange man die Botschaften nicht parat hat, die zünden.


[1] https://www.republik.ch/2025/11/25/anatomie-des-britischen-rechtsrucks
[2] auf Deutsch: «Ingenieure des Chaos. Wie smarte Social-Media-Experten den Rechtspopulisten helfen und unsere Demokratie manipulieren», Karl Blessing Verlag, München 2020


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