Manche freuen sich, dass der auf eigentümliche Art zu Medienmacht, Reichtum und Regierungsführung in Italien gelangte «Cavaliere» endlich mal eins abgekriegt hat. Doch besteht Grund zur Freude?
Berlusconi wurde von einem reuigen Mafioso derart schwer belastet, dass er nervös zu reagieren begann. Der Ministerpräsident, dem bisher weder zahlreiche Gerichtsverfahren wegen luscher Geschäfte noch Sexgeschichten etwas anhaben konnten, musste nun doch um die Fortsetzung von Amt und Macht fürchten – und «fand» zwei Obermafiosi, die ihn entlasten. Aufatmen. Aber noch ist die Volksseele erschreckt über die Möglichkeit, ihr Claudio könnte mit der Mafia kooperiert haben. Wie bringt man sie dazu, sich wieder mit dem Cavaliere zu solidarisieren?
Chi sà, am Ende ist der in somma eher harmlose Anschlag von Berlusconi selbst als Szene für die Medien (die ja weitgehend ihm gehören) in Auftrag gegeben worden. Jedenfalls ist die Geschichte doch ziemlich merkwürdig.
Auch der Chef der oppositionellen Demokratischen Partei, Pier Luigi Bersani, soll den Angriff als «unglaublich» bezeichnet haben. Fein ausgedrückt: Incredibile mit einem Ausrufezeichen versehen bedeutet soviel wie: da non credere! Kaum zu glauben! Es fällt tatsächlich nicht leicht, an einen ernst gemeinten Anschlag zu glauben – es sei denn als im voraus abgesprochene Szene.
Neue Zürcher Zeitung Schweizer Fernsehen
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