Kategorie: Politik

  • Gewerkschaften gegen Lohndumping bei EU-Abkommen

    «EU-Minister fordern: Rahmenabkommen muss Lohnschutz in der Schweiz verschlechtern», titelte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) seine Pressemitteilung im Februar 2019 [2]. Diese Minister sind genau jene, die seit Jahrzehnten verlangen, dass sich die Leute mit wenig zufrieden geben, während sie selber am Tisch der Ganzreichen mitnaschen dürfen. Kein Wunder, werden überall nicht minder widerwärtige Figuren auf den Schild gehoben, weil die «dem Volk» versprechen, das Blauen vom Himmel herab zu holen und gleichmässig unter alle zu verteilen. Aber am Ende sitzen diese Populisten dann ebenfalls am Tisch der kleinen reichen Minderheit…

    Also schrieb ich an SGB und SPS:

    Liebe Kolleginnen und Kollegen

    In Diskussionen fetze ich mich mit Freunden, welche die Haltung von SGB und SPS zum Rahmenabkommen mit der EU als «stur» oder gar als «reaktionär» apostrophieren. Ich rede/schreibe mich dann in Rage, weil so viele Menschen in der Schweiz nicht kapieren, dass es beim Lohnschutz um ihre eigene Existenz geht – und zugleich um einen der Gründe für das Aufkommen rechtspopulistischer Parteien in Europa. Ich beobachte hier in Monfalcone, einer kleinen Industriestadt mit einer der grössten Werften in Italien, hautnah die Folgen der EU-Lohn- und Entsendungspolitik: Lohndumping im Unter-Unter-Unterakkord gegenüber temporären Mitarbeitern aus Bangladesh und dem Balkan, mit entsprechend hohen Folgekosten für die Stadt, deren ausländische Wohnbevölkerung bereits 20 Prozent ausmacht (Durchschnitt in Italien: 7 Prozent) und oft in prekären Verhältnissen lebt. Die Fincantieri-Werft übrigens gehört mehrheitlich dem Staat, benimmt sich aber wie irgendein Multi.

    Beim Lesen des SGB-Artikels «EU-Minister fordern: Rahmenabkommen muss Lohnschutz in der Schweiz verschlechtern» hab ich mich unwillkürlich gefragt: Warum tun das diese Minister denn?
    Weil sie gerne weiter am Tisch der Reichen und Mächtigen sitzen!?
    Wahrscheinlich ist es so.

    Darum möchte ich anregen, dass SGB und SPS Interessenverbindungen dieser Minister recherchieren und die Resultate für eine Kampagne verwenden, die den Leuten die Augen öffnet: Es geht nicht um Schweizer Sonderinteressen, sondern darum, sich nicht einem Diktat jener zu unterwerfen, die von der schleichenden Verarmung der Massen profitieren, in ganz Europa und bald auch in der Schweiz, wenn wir uns nicht wehren.
    Hilfreich wären dabei auch einfach verständliche Grafiken, die zeigen, was es heissen würde, wenn in der Schweiz die Löhne dank der Auftraggeber dieser Minister fallen, bei gleichbleibenden Kosten für den ganzen Zwangsbedarf.
    Das wäre dann insgesamt eine Kampagne, wie sie die rechte SVP niemals fahren wird.

    Ich nehme, teilweise von aussen, die Haltung von SGB und SPS als in der Sache absolut richtig wahr, in der Form aber als defensiv, konservativ und wenig attraktiv. Dabei geht es beim Lohnschutz um eine zentrale Frage für das Wohl der grossen Mehrheit im Land.
    Ich wünsche dem SGB und der SPS viel Punch und gutes Gelingen!


    [1] Zuerst publiziert auf Facebook
    [2] auf der Website sgb.ch nicht mehr auffindbar

  • Greta missbraucht? [1]

    Gottlob, das Klima ist nicht das Problem, sondern der Missbrauch einer Schülerin, die sich für das Klima wert.

    Echt jetzt?!

    Man würde sich besser die Frage stellen, warum all die Obergockel und Oberhennen, die angeblich als «Elite» unsere Geschicke in den Orkus leiten, sich noch immer ungestraft frei bewegen können, wo doch offensichtlich ist, dass die alle einen ganz heftigen Knall in der Birne haben.

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  • Atomunfall und journalistische Schwäche

    Die Sendung «Echo der Zeit» war einst die intelligente Visitenkarte von Schweizer Radio (SRF): Täglich drei Viertel Stunden kompetente, kritische Infos samt Hintergründen und Kommentaren zum Geschehen zuhause und in der weiten Welt. Tempi passati, wie ich eben heute wieder mal feststellen muss, auf den Tag genau 50 Jahre nach dem schweren Atomreaktorunfall beim Westschweizer Dorf Lucens.

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  • Persone fanatizzate da Salvini & Co che non nascondono più le loro simpatie per l’estrema destra [1]

    Screenshot

    L’esempio è un post che circola sulle pagine Facebook di tifosi leghisti: Un fotomontaggio di buste di varie persone del centrosinistra che si sono meritati un certo rispetto per il loro impegno a favore delle istituzioni repubblicane, come Laura Boldrini, Emma Bonino, Sergio Mattarella ed altri, che nel post vengono descritti come distruttori della democrazia.

    Quelli che inoltrano post del genere sono gli stessi che pubblicano righe razziste e poi si difendono coll’asserzione che scrivano soltanto lo che tutti gli italiani pensino. Anche i fascisti hanno mischiato la loro ideologia con l’opinione pubblica, e guai se per caso tu non sia d’accordo…

    Sul profilo di una (ex) amica Facebook che aveva condiviso quel post contro la Bonino ed altri non potevo non commentare come il solito modo di discorso della destra quando non trova argomenti seri. Dopo di che un signore che non conosco si senta obbligato di rinfacciarmi che non «masticherei» a fondo la lingua di una cultura bimillenaria. Tradendosi così proprio tre volte: Primo, che non ha un’idea della durata più estesa della cultura romana diventata italiana. Secondo, che invece di incoraggiare uno chi si sforza ad approfondire le sue conoscenze di una delle più belle lingue applicandola lo offende in modo xenofobo. Terzo, che anche lui è solo un commiserabile borioso privo di argomenti.


    [1] Per primo pubblicato su Facebook

  • Finanzkapital, Staatsschulden und Populisten [1]

    «Lohnverhandlungen werden unter dem Diktat des Standortwettbewerbs geführt. Die Finanzmärkte diktieren die Verteilung der Einkommen. Der Streit um Italiens Budget ist ein Musterbeispiel dafür. Danke, Werner Vontobel, für diese Klarstellung. [2]

    Sozialdemokraten haben, wie in Italien, lange genug mitgeholfen, die neoliberalen Kapitalistenträume zu verwirklichen. Figuren wie Blair, Renzi und Macron sind nur besonders herausragende Arschlecker unter allen naiven Lakaien der Superreichen.

    Das ändert aber nichts am widerwärtigen populistischen Gebaren von Figuren wie Salvini oder Di Maio. Mag deren Kritik an der EU-Finanzpolitik noch so berechtigt sein: ihre eigenen Finanzpolitik ist so genau so weit entfernt von der Normalität. Italien ist bereits einer der höchst verschuldeten Staaten der Welt und damit auch einer der gefährdetsten Staaten gegenüber den Angriffen des Finanzkapitals. Noch mehr Schulden machen heisst: sich noch angreifbarer machen.

    Was ein Land wie Italien braucht, ist eine Rückkehr zu normaleren Verhältnissen: weniger Diskrepanz zwischen Arm und Reich, zwischen sehr gut und sehr schlecht Verdienenden. Das bedingt Schnitte, die einer extrem kleinen Minderheit weh tun, aber der überwiegenden Mehrheit etwas brächten. Die Entschlusskraft zu derartigen Schnitten setzt allerdings mehr voraus als ein stetes populistisches Schielen nach dem Erhalt der vermeintlichen politischen Macht. Italien muss, wie ganz Europa, noch warten, bis eine politische Kraft entsteht, welche die Verhältnisse zu normalisieren vermag.


    Quellen:
    [1] Zuerst publiziert auf Facebook
    [2] Werner Vontobel auf Infosperber: «Was der Streit mit Italiens Budget mit den Löhnen zu tun hat»

  • Konflikte um Meerzugang [1]

    Zum Meerzugang Sloweniens, Hintergrund und Karte:
    https://diepresse.com/home/ausland/5243574/Groesster-Teil-der-Adriabucht-von-Piran-gehoert-Slowenien

    Deeskalation um die Krim seitens der EU: ja [2]. Dass aber Russland eine erneute Volksabstimmung auf der Krim zuliesse, scheint mir weit hergeholt. Es wäre klüger, zu akzeptieren, dass die Krim weiterhin russisch bleibt, da es keinen Plan gibt, dies auf akzeptable Weise zu ändern.

    Wichtiger scheint mir, dass die EU beim Zugang der Ukraine zum Asowschen Meer den Fehler nicht wiederholt, den sie beim Meerzugang schon einmal gemacht hat: beim EU-Beitritt Kroatiens.

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  • Reinvent democracy to save its core principles [1]

    That everybody has an equal say, and all interests are taken into account.

    Of course I am happy that Operation Libero [2] was able to overcome the Swiss right populists repeatedly. The basic problem however is not solved. Some decades back. the left wind was leading because of clever campaigning. Then came some people around a right wing billionaire who copied the successful elements of the lefties’ campaign style, and they began to win elections and to set the political agenda. Nowadays, Operation Libero is obviously running more efficient campaigns. But the populists are learning from this example, as their recent and much less aggressive campaign clearly shows.

    This way we reduce democracy to a competition between campaign teams: Who is able to hire the better one? As things stand now, I would not be to sure that liberals will win on the long run, let alone left wingers.

    For some years already I feel that we have to reinvent democracy to save its core principles: That all persons have an equal say in order to make sure that all interest are taken into account proportionally when deciding. Neither the representative parliamentary model nor the so-called democracy have proven be to immune to populist attacks by rich people.

    Already Hitler knew and demonstrated that democracy in its actually existing versions can be abolished using its proper instruments. I advocate to develop a democratic decision-making based on electing the local council at random out of the register of local residents, including children, old people, poor people, immigrants [3], and combining it with the ‚Rätedemokratie‘ (the democracy based on soviets) for all subsequent levels of representation. Thus, abuse and control of the bottom-up councils by a top-down party (as did the Bolsheviks with the Soviets) could be inhibited, and at the same time the different groups of the society would be represented in such councils according to their effective size, thus women would constitute a slight majority whereas the percentage of lawyers, functionaries, farmers, etc. would be reduced considerably — and fortunately.


    References:
    [1] First published on Facebook
    [2] Flavia Kleiner: ‚Switzerland has been a lab for toxic rightwing politics. We took that on.‘ (With thank to Marcy Goldberg for the link.)
    [3] There are ancient and still valid arguments for election by lot, see David Bridle (2022): ‚Ways of being‘, chapter ‚Getting Random‘

  • Fascism #5: The day after the demonstrations in Trieste [1]

    March of fascists in the streets of Trieste, 3 November 2018 (Screenshot from Il Piccolo, Trieste edition)

    Yesterday, 3 November 2018, about 2,000 fascists from all parts of Italy deployed in Trieste, the town where Mussolini 80 years ago proclaimed his racial laws. The authorities of Italy’s north-eastern most port city had proven unable (or gutless) to prohibit the clearly anti-democratic and xenophobe hate event, hiding behind the ‚right for free speech‘ while obviously having forgot or never understood or never heard of Karl Popper’s famous tolerance paradox.


    The civil society of Trieste and the surrounding region protested with a simultaneous demonstration in which 5,000 persons participated. The pictures of the two marches, rigorously separated by the police, reveal two insights:

    1) Fascists present themselves uniformed, dressed in similar way, waiving the same flags, either the national tricolour or the more than ugly tortoise flag of CasaPound, one of Italian’s fascist gangs, and marching in a military-like formation, carrying in front a kind of monstrance as if ti was a procession.
    The ones who protested against this assault walked through the streets as a large motley crew, multicoloured, manifold, obviously belonging to very diverse political backgrounds, if not just concerned citizens without specific political bonds.

    2) However, the apparent colourfulness of the protest against fascism was in a good part due to the many flags and banners of dozens of various groups, campaigns, parties, trade unions, et cetera, each of which grasping the opportunity to be seen, even at the risk that a majority of the participants would not agree with many of their claims.

    Manifestation against the fascist rally in Trieste on the same day (Screenshot from Il Piccolo, Trieste edition)


    How to counter fascism: Liberté, Égalité, Fraternité

    This leads me to a general thought of how to counter fascist arrogance. The diversity of the civil society is a message so strong that it should be underlined as determinedly as ever possible. For this reason, it would be helpful that all the groups from whatever political tendency for once renounce at emphasising their peculiarity and just melt with the crowd. I know of course that the theories on how fascism develops vary much, depending on whether somebody looks at it from a liberal or a socialist view, to name just two political bonds. But as it comes to confront a fascist deployment, the true issue at stake is to stand firmly together. Renouncing at dividing symbols could help other people to join in, even bourgeois or conservative people who are against fascism as well, based on their own reasoning. Political debate has it’s own places, marching against fascists is a different place.

    There is still another thought that struck me looking at the pictures. Fascists marching uniformly and in military order attract people who feel weak, degraded, and therefore are prone to look up to a movement that pretends strength and rigour: Yes, they will solve my problem! Instead, confronted with the demonstration of a cheerful motley crew they are bewildered as they get no orientation but rather chaos, perceiving it as a threat to them personally, not as a chance for a change that could bring equity to them, too.

    I am far advocating to uniform our campaign for freedom, equity, and solidarity. Many years ago, when I looked at photos taken in the nineteen-twenties of fascists and communists presenting themselves in groups to the public, I was shocked by the fact that they looked so similar that I had to read the captions below the pictures to get who was who. We may not fall back to that, but we should reflect on how to give a joint image that attracts also the ones who feel like underdogs. Renouncing at specific, thus dividing, political slogans, why not refer to the claims shared by a vast majority of citizens, from left to right: Liberté, Égalité, Fraternité, and make clear that we understand this inclusively, as more freedom, more equity, and more solidarity for everyone.

    We should even underline such message by paying more attention to a unifying (not uniforming) choreography of a march in which everybody may join, even the ones who for a moment fancy to march with the alleged fascist saviours. Let’s win their souls and strengthen their self-esteem!


    [1] First published on Facebook

  • Fascism #2: Here’s another one, same in Germany. [1]

    Neo-Nazis in Eastern Germany (screenshot from The Guardian, see referenced article below)

    ‚We also have to understand that allowing nationalist slogans to gain currency in the media and politics, allowing large neo-Nazi events to take place unimpeded and failing to prosecute hate crimes all contribute to embolden neo-Nazis. I see parallels with an era we thought was confined to the history books, the dark age before Hitler.‘ [2]

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  • Faschimus #1: CasaPound in Italien [1]

    In meiner Nachbarstadt Trieste marschieren am 3. November die (gar nicht so Neo-) Faschisten von CasaPound auf; ihr Name bezieht sich auf den USamerikanischen «Dichter» Ezra Pound, der die zweite Hälfte seines Lebens in Italien verbrachte und sich als glühender Propagandist für Mussolini zweifelhaften Ruhm erwarb.


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  • Grundeinkommen als Valium

    Zuerst publiziert auf Facebook am 28.03.2018

    Diarchia: fraternitas tra i Cesari e gli Augusti ~ l’abbraccio
    tra Matteo Salvini e Luigi Di Maio
    (Illustrazione di Giovanni Guida / Wikimedia Commons)

    Ein Blick in die Diskussionen um die Regierungsbildung in Italien lohnt sich. Vor allem bezüglich der Absprachen zwischen den beiden Wahlgewinnern, der rechtspopulistischen Lega und Grillos bunt gemischter Populistentruppe Cinque Stelle.

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  • Nicht Burka oder Niqab sind das Problem; aber dieses kommt im Schlepptau

    Ein paar Dinge scheinen immer noch ungeklärt in Köpfen links der Mitte. Nochmals ein Versuch, den Dingen auf de Grund zu gehen.

    Die Volksintiative der Rechtsaussenpartei SVP für ein Burkaverbot ist ein populistischer Schwindel; dieser Partei geht es einzig darum, weiter auf dem Hass gegen alles Fremde zu reiten, um weiter eine «grosse» Partei zu bleiben. Etwas anderes hat diese Partei nie verstanden und nie zustande gebracht, sie hat im Gegenteil schon viel von dem zerstört, was die politische Schweiz einst ausgemacht hat. Meine Stimme für diese Zerstörung kriegen die sicher nie.

    Dies vorausgeschickt, bin ich klar für ein Verbot der Kopfverhüllung in Europa.

    Wir sollten ein paar Dinge nicht vorschnell vermischen und in den falschen Topf werfen. Dass «der Westen», genauer die Regierungen, noch genauer die Kapitalisten in diesem Teil der Welt, seit ein paar Jahrhunderten Chaos im weit grösseren Rest der Welt verursacht haben, ist klar. Dass die Bevölkerung «im Westen» dabei etwas mitprofitiert hat, ist auch klar – die Absicht der Oberprofiteure war ja, das «eigene» Proletariat ruhig zu halten, weil man es in den Fabriken oder auch mal als Soldaten fern der Heimat brauchte. Die ganze Geschichte wurde dann immer mehr auf die Spitze getrieben (Stichwort «Globalisierung»), bis sie zu kippen begann.
    Nun kommen, späte Rache der Geschichte (von klugen Linken schon vor ein paar Jahrzehnten angesagt als «Einbruch der Peripherie ins Zentrum»), viele Menschen aus unlebbar gewordenen Gegenden der Welt zu uns, weil sie hier auf ein besseres Leben hoffen. Was folgt daraus?

    Sind nun wir hier, die bisher nur ein wenig mitprofitiert haben (immer weniger im Vergleich zu den Superprofiteuren, etwas mehr im Vergleich zu Menschen in fernen Ländern), fraglos verpflichtet, alles hinzunehmen, was diese Menschen aus der Ferne an Gewohnheiten (um es mal neutral zu formulieren) mit sich bringen und hier ausbreiten? 
    Müssen wir, nachdem es unseren Vorfahren endlich gelungen ist, die einstige Allmacht der Kirche in die Schranken zu weisen, und nachdem es unserer Generation gelungen ist, reaktionär verkrustete Gewohnheiten (s. o.) unserer Eltern und Grosseltern aufzulösen, jetzt aus Fremdenfreundlchkeit, Internationalismus, Toleranz oder was auch immer tolerieren, dass Menschen kommen, die so leben wollen (oder unter dem Druck von reaktionären Obermachos, Tradition usw.) so leben müssen, wie es bei uns vor ziemlich langer Zeit mal üblich war?
    Will jemand von Euch das Mittelalter wirklich zurück bei uns? Ich nicht. Und darum schreib ich schon gegen die ersten Anzeichen an. Die Burka, ich wiederhole mich, ist nicht das eigentliche Problem; aber sie zeigt das Problem an. Wenn dieses Anzeichen toleriert werden, kommt das Problem ungehindert mit.

    Die europäischen Staaten haben es bisher nicht verstanden, etwas zu tun, was in klassischen Einwanderungsstaaten wie etwa den USA selbstverständlich ist: Es gibt klare Regeln für den Eintritt ins vermeintliche Paradies. Persönlich würde ich es für richtig halten, wenn den nach Europa Einreisenden eine Liste von Dingen vorgelegt wird, die unter Androhung der sofortigen Ausschaffung nicht toleriert werden. Einreisen darf, wer es gelesen, verstanden und unterschrieben hat. Lieber hier eine Stunde pro Person für ein Gespräch «verlieren» als später Jahre aufreibender (und fruchtloser) Polizei- und Sozialarbeit. 

  • Über den bedingungslosen Anteil jedes Menschen an der Welt

    Ursprünglich publiziert auf Facebook am 08.08.2011

    Es steckt ein wahrer Kern in der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE); aber die geldbasierte Durchführung basiert auf einem Denkfehler. Denn Geld ist nicht der Grund der Dinge.
    Klüger, weil konsequenter wär’s, die Frage nach gerechter Subsistenz so anzugehn: Jeder Mensch hat durch Geburt und bis zu seinem Tod ein unverlierbares, aber eigentumfreies, also nicht verkäufliches und nicht vererbbares Anrecht auf einen für alle Menschen gleichen Anteil an den lebensnotwendigen Ressourcen. Jeder Mensch kann
    diesen Anteil selber nutzen oder vermieten oder durch Anmiete vergrössern, ganz wie er will.

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  • Üble Schmutzpropaganda gegen das EU–Parlament

    Ein Artikel über das «Luxus-Leben der EU-Politiker» ging jüngst übers Internet, meist ohne grosse Reflexion einfach gelinkt und gut ist. Eben nicht. Genauer lesen wäre angezeigt gewesen. 

    Über eine beliebte, aber am Ziel vorbei schiessende Kritik an der EU

    Ein Artikel auf der EU-skeptischen Plattform «Deutsche Wirtschafts-Nachrichten» vom 26.10.2013 über das «Luxus-Leben der EU-Politiker» ging über die Walls im Facebook, meist ohne grosse Reflexion einfach gelinkt und gut ist. Eben nicht. Genauer lesen wäre angezeigt gewesen. 

    Luxus-Leben bis zum Untergang: Die sagenhaften Privilegien der EU-PolitikerDer Grund der großen Leidenschaft der Politiker für die EU ist die Möglichkeit einer neuen, lukrativen Karriere: Wer als EU-Parlamentarier oder Beamter den Sprung in den Kreis der EU-Erlauchten schafft, hat finanziell ausgesorgt. Die europäischen Steuerzahler ermöglichen den Politikern ein Leben voller Privilegien, Annehmlichkeiten – und ohne jede Kontrolle. Bericht aus dem Tollhaus. [1]

    Der Text ist ein wildes Konglomerat zwischen der Kritik an der schwachen Stellung des EU-Parlaments und – als würden sich dessen Mitglieder (MEPs) dafür rächen – an finanziell ausufernden Entschädigungen, die den MEPs angeblich ein «Paradies» bescheren,  in welchem sich einige besondere «Paradiesvögel» zudem via Geschenke von Lobbyisten noch die eine oder andere Zugabe gönnen. Fazit: Kein Wunder, haben die Bürger die Schnauze voll von Europa.

    Diese Art von Anti-EU-Stimmungsmache findet derzeit leicht Applaus, auch von Menschen, die bei ein wenig Nachdenken eher zu Buhrufen neigen würden. 

    Die Kritik setzt an der falschen EU–Institution an

    Erstens: Die Stellung des Europäischen Parlaments ist beklagenswert, keine Frage. Aber sie hat sich im Lauf der letzten Jahre stetig verbessert. Dass das EP nichts zu sagen habe, wäre eine fahrlässig falsche Behauptung. Grundlegende Politikentscheide sind heute in der EU nicht mehr möglich, wenn die drei Hauptakteure nicht übereinstimmen: EI-Kommission, EU-Parlament (EP) und EU-Ministerrat.

    Enorm viel problematischer als die Stellung des EP ist jene des Ministerrats. Erstens aus institutionellen Überlegungen: Er bildet die nicht vom Volk gewählte «zweite» parlamentarische Kammer auf EU–Ebene, die faktisch noch immer die Rolle einer ersten Kammer spielt. Deren Wirken ist aber vor allem aus europäischer Perspektive problematisch: Der Ministerrat ist DAS Vehikel des Nationalismus, zu dessen Überwindung die EU geschaffen wurde.

    Wer mehr darüber wissen möchte, lese das kleine Buch «Der europäische Landbote» von Robert Menasse. [2]

    Zweitens: Wer in der EU die Lobbying–Einfallstore schliessen will, muss nicht nur nach Brüssel schauen, sondern in die Hauptstädte der Länder: Dann wird rasch klar, dass als erstes der Ministerrat sofort abgeschafft gehört, denn in ihm werden die wahren Deals zwischen Nationalstaaten, Konzerninteressen und missbrauchter EU–Mechanik abgeschlossen – nachzuverfolgen in praktisch jedem Politfeld.

    Der Missbrauch in Brüssel ist der Missbrauch in Rom, Wien, Berlin et cetera

    Drittens: Die Fütterung der EU–Parlamentarier/innen ist fürstlich, gewiss. Das ist freilich keine Erfindung der «bösen» EU, sondern längst Usus in vielen ihrer Mitgliedsländer. Die höchsten Parlamentarier-Gagen überhaupt leistet sich Italien, wo seit Menschengedenken immer etwa die selben Masken in rasch wechselnden Zusammensetzungen das bilden, was in andern Ländern Regierung heisst. Und die weltweit höchste Parteienfinanzierung leistet sich Österreich, bei dessen schon fast chronischem rot-schwarzem Gleichgewicht der geringsten Schrecklichkeit man sich längst fragt, warum die überhaupt Parteien brauchen, wenn nicht als Tarnorganisationen für nicht so feine Transaktionen. 

    Viertens: Die ganze Kampagne gegen das EP ist ein billiges Ablenkungsmanöver von den echten Problemen der EU. Man mag die Diäten und Zulagen der MEPs ruhig bescheidener gestalten – aber entwirrt sind die grossen Knäuel damit überhaupt nicht. Dazu muss man nicht nach Brüssel demonstrieren gehen, sondern in die Hauptstadt des eigenen Landes.
    Wer zum Beipiel die Politiker/innen auf EU-Ebene kürzer halten will, beginnt damit am besten im eigenen Land, denn von dort kommt der ganze Missbrauch. Übrigens in doppelter Hinsicht: In die europäischen Institutionen wird immer noch mit Vorliebe Personal abgeschoben, das man auf nationaler Ebene aus irgendwelchen Gründen nicht einsetzen möchte. Getreu dem Motto: Es lebe die Nation, was geht uns die EU an?

    Aber wenn man die EU aus der sauberen neutralen Schweizer betrachtet?

    Ein Einwurf aus der Schweiz: « Die EU muss von Grund auf reformiert werden, wenn sie weiter bestehen soll. Ich bezweifle, dass der Wille und die Fähigkeit dazu vorhanden ist. Ist ein Auslaufmodell. Alle Euro-Turbos in der Schweiz dürfen sich dann bei den Bremsern bedanken, dass uns dies erspart geblieben ist. Die Schweiz ist ein Erfolgsmodell, auf der ganzen Linie. Mir gefällt auch vieles nicht. Aber wenn ich eine Gesamtsicht vornehme, möchte ich mit keinem andern System tauschen.»

    Mit Auslaufmodellen um sich werfen: da wär ich als Schweizer/in mal lieber vorsichtig… Auch als Nicht–EU–Turbo scheint mit das Modell Schweiz doch enorm überholungsbedürftig, und wenn ich mir so vergegenwärtige, was in den letzten Jahrzehnten im Land ablief, «bezweifle ich, dass der Wille und die Fähigkeit dazu vorhanden ist», um es mal ebenso salopp zu formulieren.

    Die Schweiz mag ein Erfolgsmodell sein, fragt sich nur, für wen und wie lange noch. Ich möchte derzeit auch nicht mit meinem Recht tauschen, als Bürger jederzeit in die Schweiz zurückkehren zu können. Aber ob das in zehn oder zwanzig Jahren noch so sein wird, halt ich für nicht gesichert. Die Schweiz zehrt in jeder Hinsicht von fetten Reserven, ohne Neues zu erschaffen. Bis heute hat sie die grossen Sprünge immer nur unter massivem Druck von aussen geschafft, und ich sehe nichts am Horizont, was verspräche, dass es diesmal anders laufen würde. Druck von aussen ist aber eine zweischneidige Geschichte, die auch mal schiefgehen könnte.


    [1] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 26.10.2013, «Luxus-Leben bis zum Untergang: Die sagenhaften Privilegien der EU-Politiker»

    [2] Robert Menasse: «Der europäische Landbote»; derselbe: «Die Hauptstadt», Roman

  • Übers Tricksen und Mauern in Österreich, bis es fault [1]

    Schon ein einziger Tag Lektüre der «Kleinen Zeitung» (11.09.2012) genügt, den Dégoût vieler Menschen in Österreich zu verstehen – nicht aber deren Duldsamkeit, die Mitschuld trägt an den Verhältnissen.

    Bundeskanzler Werner Faymann, Grazer Bürgermeister Siegfried Nagel, Kürbis für sterisches Kernöl

    Feig und unerträglich

    Bundeskanzler Faymann hat – wenn wir eine strenge politologische Regel anwenden – im Grunde schon verloren: weil er dementieren muss. Er muss dem Vorwurf entgegnen, dass von staatlichen Verkehrsunternehmen bezahlte Inserate mit seinem Konterfei als damaliger Verkehrsminister kein Polit-Marketing für ihn persönlich gewesen seien. Seit Jahren klumpen sich Enthüllungen, Gerüchte, Forderungen und Repliken um diese Frage betreffend Missbrauch von Amt und Steuergeldern.

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  • Über Schuldenschnitte und deren Nettozahler [1]

    Super, jetzt also müssen sich die Banken 50 Prozent der Schulden Griechenland ans Bein streichen! Und sie müssen ihren Eigenkapitalanteil ganz schnell auf 9 Prozent aufstocken, um etwas krisenfester zu werden. Toll, endlich werden jene zur Kasse gebeten, die das ganze Schlamassel verursacht haben…

    Wirklich toll?

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  • Über das Theater namens Politik

    Ich hab mir wieder mal einen tiefen Einblick in die hohe Politik gegönnt und frag mich einmal mehr: Wie behämmert muss man sein, um im Theater Politik eine Rolle zu erhalten und diese ein Weilchen durchzuhalten? Der Anlass: Der Budgetkompromiss der rot-schwarzen Regierung Österreichs, wegen der eben gehabten Wahlen taktisch verspätet und wegen kommender Wahlen taktierend zwischen Skylla und Charybdis bzw. zwischen roten und schwarzen Klientelen.

    Der «rote» Kanzler verkündet erfreut, dass drei Viertel der neuen Steuererhöhungen die Wirtschaft treffen «und nicht auf die einzelnen Haushalte überwälzt werden können». Hat der Herr eigentlich auch mal was studiert?

    Der «schwarze» Vizekanzler und Finanzminister seinerseits hält sich zugute, dass er eine «breite Vermögenssteuer» habe verhindern können – ist der Herr eigentlich Millionär? 

    Dafür holt der sogenannt christliche Kassenwart das Geld nun bei den Familien. Das ist kein Wunder:  Eine Partei, welche noch immer die katholische Kirche mit ihrem unglaublich altertümlichen Frauenbild verteidigt (Priesterinnenverbot, Zölibat), kann von «Familienpolitik» vielleicht schwatzen – eine Ahnung von dem, was Familien sind und brauchen, haben die Herren offensichtlich nicht. Oder es ist ihnen in «höherem» Interesse wurscht.

    Und eine Partei, welche die einmal erlangte Macht noch selten genutzt hat für jene, deren Stimmen sie erhielt, sondern schlicht zum Schutz endlich errungener Privilegien für Gewählte und Entourage, mag von «Sozialpolitik» schwatzen – eine Ahnung davon, wie Menschen ohne Privilegien leben und was sie brauchen, haben diese Obergenoss/innen offensichtlich nicht. Oder sie haben den Mut nicht, am Tisch der Reichen zu den Armen zu stehen.

    Die zweitägige Übung der gesamten Regierung in einer Therme (wo man die Dinge so schön baden gehen lassen kann) bringt für 2011 Einsparungen von anderthalb Milliarden Euro. Zwei Drittel dieses Effekts hätte man mit einem simplen Federstrich und ohne teure Luxusklausur erzielen können: Durch sofortige Streichung der Frühpension («Hacklerpension») würde den Staatshaushalt 2011 um eine Milliarde entlasten. Einst für Schwerarbeiter eingerichtet, diente sie zunehmend als Dank für geleistete Bürodienste. Weil von andern hart erkämpfte Errungenschaften besondere Freude machen, mochten sich die vereinigten Privilegienvertreter nicht davon verabschieden; einzigen Neulingen soll der Zugang zur staatlich finanzierten Frührente erschwert werden.

    Ehrlich und politisch wär’s, als Regierung hinzusehen und zuzugeben: Leute, erstens haben wir’s nicht geschafft, das Geld dort zu holen, wo es wirklich ist, und darum gilt zweitens und bis auf weiteres, die Ausgaben den vorhandenen Mitteln anzupassen, damit ihr drittens mithelft, eine Politik durchzusetzen, welche das fehlende Geld für nötige Dinge nicht länger bei jenen holt, die eh zuwenig davon haben.

    Das wäre Politik, da würden die Interessen blank gelegt.

    Stattdessen wird heute Politik bloss im Reden gemacht, und bloss pro domo. Besonders schön hat das die Verkehrsministerin demonstriert, nach jenen zwei Tagen in der Therme. Gefragt von der Kleinen Zeitung, was denn die Sparbeschlüsse für die längst geplanten Tunnelbauten nun bedeuteten, führte sie aus: «Ich bin immer schon für den Ausbau der  grossen Verkehrsachsen eingetreten, und zwar aus verkehrs- und umweltpolitischen Gründen. Mir war es besonders wichtig, dass auch die langfristige Finanzierung…» usw. usf. Auf die Nachfrage der Kleinen Zeitung, was das denn nun konkret heisse, fuhr sie unbeirrt fort: «Ich habe immer gesagt, dass…»

    Die Dame, seit «immer», nämlich zwei Jahren im Amt, gehört nur zufällig zu einer SP und ist nur zufällig in Österreich zuhause – sie und ihre Regierungskollegen könnten auf ähnliche Weise überall in Europa für jede erdenkliche Partei tätig sein…

    Wenn es etwas gibt, was mich bei derlei Beobachtungen halbwegs froh macht, dann dies: Dass diese Politiker/innen die Scheisse, die sie und ihre Vorgänger angerichtet haben, nur verwalten. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn sie auf die Idee kämen, sie auch noch zu gestalten.

    Hintergrund:
    http://www.kleinezeitung.at:80/nachrichten/politik/oesterreich/2530817/budget-fahrplan-steht-groben-zuegen.story 

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